Sicher unterwegs mit Abbiegeassistent
Der Abbiegeassistent – das sollten Sie wissen!
In der Vergangenheit ist es immer wieder beim Rechtsabbiegen von Lkw zu schweren Verkehrsunfällen mit Radfahrern und Fußgängern gekommen. Der Lkw-Fahrer – insbesondere eines sogenannten Lang-Lkw – konnte in den meisten Fällen die anderen, die Straße querenden, Verkehrsteilnehmer nicht sehen, weil sie sich für ihn mit den vorhandenen Spiegeln sowie Sichtmöglichkeiten in einem toten Winkel befunden haben. Besonders in Deutschland und Österreich sorgte diese Art von Lkw-Unfall immer wieder für viel Aufmerksamkeit. Technische Abhilfe kann hier ein Abbiegeassistent schaffen. Die Geräte werden bis 2024 in der Europäischen Union zur Pflicht. Dabei ist allerdings Abbiegeassistent nicht gleich Abbiegeassistent. Vorreiter ist vor allem das System LUIS TURN DETECT® der Hamburger Firma LUIS Technology. Es kann als einziges bisher entwickeltes System auch Radfahrer in zweiter Reihe erkennen, die etwa durch parkende Fahrzeuge verdeckt werden.
Die Chronologie zu Abbiegeassistenzsystemen
In den letzten Jahren ist die Aufmerksamkeit für schwere Verkehrsunfälle mit Lkw und Bussen gewachsen, die bei Abbiegevorgängen nach rechts andere Verkehrsteilnehmer übersehen. Der Gesetzgeber hat sich hier in die Entwicklung und Nachrüstung von Abbiegeassistent-Systemen eingeschaltet. Es sind verschiedene gesetzgeberische Initiativen entstanden und die Nachrüstung mit einem Abbiegeassistenten wird seit 2019 mit 80 % der zuwendungsfähigen Ausgaben gefördert.
Parallel haben sich verschiedene Firmen mit der Entwicklung von Abbiegeassistenzsystemen beschäftigt. LUIS Technology erhielt am 21. März 2019 die erste Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) für ein solches System (LUIS TURN DETECT®) durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA). Damit ist das System der Hamburger auch als erstes Abbiegeassistenzsystem förderfähig.
In Deutschland müssen Lang-Lkws bereits seit 1.1.2020 mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet werden. EU-weit gilt die Verpflichtung für eine ganze Reihe von größeren Fahrzeugen wie Lkw und Bussen ab 2022 für neue Fahrzeugtypen, ab 2024 für alle neuen Fahrzeuge.
Die Technik hinter den Abbiegeassistenten
Ein Abbiegeassistenzsystem soll die Fahrer in Kraftfahrzeugen, insbesondere Nutzfahrzeugen (Lkw), über die Anwesenheit anderer, schwächerer Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer im Umfeld des Fahrzeugs informieren. Dazu ist es notwendig, dass der Abbiegeassistent die anderen Verkehrsteilnehmer zunächst erkennt und identifiziert, um den Führer des Fahrzeugs auf akustischem, optischem oder taktilem Wege warnt, so dass dieser im Ernstfall eine Notfallbremsung einleiten kann.
Hinter den Systemen stehen verschiedene technische Ansätze. Unterschieden werden hier:
- Ultraschall-Systeme mit und ohne Kamera
- Radarsysteme mit und ohne Kamera
- Kamera-Software-Systeme
Ein Abbiegeassistent auf Ultraschallbasis erfasst Radfahrer und Fußgänger in der Umgebung eines Lkw über Ultraschall, indem dabei eine Schallsignallaufzeit als Grundlage der Berechnung der Distanz zum jeweiligen anderen Verkehrsteilnehmer ermittelt wird. Das Ultraschallsystem kann nicht zwischen statischen und bewegten Objekten unterscheiden.
Diese Unterscheidung können jedoch Radar-Systeme treffen. Verfügen Sie zusätzlich über eine Kamera, vermitteln sie dem Fahrzeugführer auch ein Bild der Lage. Auch kombinierte Software-Kamerasysteme können zwischen statischen und bewegten Objekten unterscheiden. Das Abbiegeassistenzsystem LUIS TURN DETECT® ermöglicht sogar das Erkennen eines Radfahrers oder Fußgängers in zweiter Reihe.
Die Abbiegeassistenzsysteme unterscheiden sich so maßgeblich in ihrem funktionalen Umfang.
Den geringsten funktionalen Umfang weisen Systeme auf, die ohne Kamera arbeiten. Sie können beispielsweise dem Fahrer kein „Bild der Lage“ vermitteln und im Falle des Ultraschalls auch keine bewegten Objekte erkennen. Den größten funktionalen Umfang bietet bisher das kombinierte Kamera-Software System von LUIS. Bisher haben für Abbiegeassistenten andere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, die beispielsweise von parkenden Autos verdeckt worden sind, ein Erkennungsproblem gebildet. Hier versagen die meisten Abbiegeassistenzsysteme. Der Radfahrer in zweiter Reihe hinter einem parkenden Auto oder einem anderen Hindernis bleibt weiterhin im toten Winkel verborgen. Anders ist das beim Abbiegeassistent LUIS TURN DETECT®.
Was ist anders am Abbiegeassistent LUIS TURN DETECT®?
Im Technikvergleich weist das System eine große Besonderheit auf. Es wird sehr hoch am Fahrzeug angebaut. Deshalb kann es auch über parkende Fahrzeuge und andere stehende Hindernisse hinwegsehen. Man kann sagen, LUIS TURN DETECT® schaut quasi aus der Vogelperspektive auf die Verkehrssituation rund um den Lkw oder Bus. Der Unterschied in der Funktionalität vom LUIS TURN DETECT® Abbiegeassistent ist nicht nur eine Formalie. Statistisch gesehen sind bei 60 % aller Abbiegeunfälle und 70 % der in diesem Zusammenhang zu beklagenden Todesfälle Radfahrer in zweiter Reihe beteiligt. Diese Zahlen beruhen unter anderem auf Untersuchungen der Unfallversicherer.
Eine Studie zu Unfalltypen hat drei verschiedene Typen von Unfällen beim Rechtsabbiegen von LKWs und Bussen identifiziert. Dabei macht der Unfalltyp 243 mit 70 % den größten Anteil aus. Hier bewegt sich der Radfahrer auf einem abgetrennten Radweg. Häufig wird er dabei von parkenden Fahrzeugen verdeckt. Der Abstand zum Lkw beträgt in diesem Fall 2-5 m.
Beim Unfalltyp 232 fährt der Radfahrer mit dem Lkw zusammen direkt auf einer Fahrbahn. Sein Abstand zum Lkw beträgt nur 0-2 m. Diese Art von Unfall macht 20 % der Unfallstatistik beim Rechtsabbiegen von LKWs aus.
Der dritte Unfalltyp 244 bezieht sich auf dem Lkw entgegenkommende Radfahrer. In der Regel hat der Lkw-Fahrzeugführer hier direkte Sicht auf den Radfahrer. Dementsprechend beträgt der Anteil dieses Unfalltyps an Abbiegeunfällen mit LKWs im betrachteten Studienzeitraum 0 %.
Soll durch Abbiegeassistenzsysteme eine tatsächliche Verbesserung der maßgeblichen Unfallsituationen beim Rechtsabbiegen von Lkw und Bussen erreicht werden, empfiehlt sich das System LUIS TURN DETECT®. Denn dieses System kann statische und bewegliche Objekte unterscheiden. Radfahrer sind dabei auch nicht in einem toten Winkel für den Fahrzeugführer, wenn sie durch parkende Autos oder andere stehende Objekte flankiert werden. LUIS TURN DETECT® identifiziert den Radfahrer oder Fußgänger als sich bewegendes Objekt.
Ihre Fragen zum LUIS Abbiegeassistent
Sie möchten einen Abbiegeassistent nachrüsten? Sie interessieren sich für die Fördermöglichkeiten beim Abbiegeassistent? Wir stehen Ihnen für alle Ihre Fragen zur Verfügung. Wir stellen Ihnen auch die Details der gesetzlichen Regelungen vor, damit sie einschätzen können, wann welche Verpflichtung für sie gilt. Es lohnt sich aber nicht nur wegen der Förderung auch vor Inkrafttreten der gesetzlichen Verpflichtungen bereits jetzt, entsprechende Systeme nachzurüsten oder Neufahrzeuge von Anfang an mit einem Abbiegeassistenzsystem auszustatten. Sorgen Sie gemeinsam mit uns für mehr Sicherheit auf den Straßen für alle Verkehrsteilnehmer.
Aktuelles
- Förderperiode bis zum 29.11. verlängert – schon über 23.000 Abbiegeassistenten gefördert 7. Oktober 2024
- „Toter Winkel“ Verkehrsaktionen für Kinder 4. Oktober 2024
- Neue Förderung für Abbiegeassistenzsysteme ab 01.07.24 2. Juli 2024
- Zeugen gesucht nach LKW-Abbiegeunfall in Hamburg Kleiner Grasbrook 18. Juni 2024
- UN-Regelung Nr. 151 gilt ab 07.07.2024 11. Juni 2024
- E-Scooter Fahrerin nach Abbiegeunfall mit LKW verstorben 14. Mai 2024
- Antragsstart Förderprogramm AAS 2024 24. April 2024
- Antragsstart Förderperiode 2024 6. Februar 2024
- Kommt das Abschaltverbot für Abbiegeassistenten? 22. Januar 2024